In der Juli-Ratsversammlung entschied der Stadtrat über den Bebauungsplan zum Eutritzscher Freiladebahnhof – ein wahrhaft großes Projekt! Auf der Freifläche von 25 Hektar soll ein neues Stadtgebiet entstehen, wofür voraussichtlich über 1 Milliarde Euro ausgegeben werden sollen. Für die Beschlüsse dazu wurden auf ca. 850 Seiten Schriftstücke verfaßt. Unser Respekt gilt da vor allem jeden, die darin eine Struktur finden und das Vorhaben in die Realität umsetzen.

Ein paar Dings gibt es, die in diesem Zusammenhang zu beachten sind – mit Vorausschau auf zukünftige Projekte:

Das erste ist die Größe dieses Projektes bzw. die Bindung an einen einzigen Vertragspartner. Daraus resultierend stehen wir hier regelmäßig vor der Gefahr, daß bei kritischen Entscheidungen das ganze Vorhaben zu scheitern droht. Eine Aufteilung in Teilvorhaben mit mehreren Vorhabenträgern wäre in jedem Fall eine Überlegung wert.

Als Zweites sind die vielen Ansprüche zu nennen, die in solche Vorhaben hineindekretiert werden, ohne die Auswirkungen auf die Preise zu beachten.

Als Drittes ist noch den B-Plan an sich zu nennen. Wie bereits erwähnt ist er schwer befrachtet. Die genaue Zahl der Bäume und der Strauchflächen ist hier festgelegt, der Umgang mit dem Regenwasser, die insektenverträgliche Beleuchtung und die Insekten-Nisthilfen, weiter die Nistkästen für alle möglichen Vogelarten und Fledermäuse, der Sand und die Totholzhaufen für Reptilien, die Solartechnik, die Fassadenbegrünung, die Musterung der Markisen und vieles mehr ….

Schon fast peinlich ist, daß man es nicht schafft, auf dem gesamten Gebiet Fernwärme bereitzustellen.

Beim Kfz-Verkehr sind sich Verwaltung und rot-rot-grüne Ratsmehrheit einig, ihn weitestgehend zu begrenzen. Nun, das entspricht der herrschenden Ideologie, die sich um die Auswirkungen wenig schert. Dafür hat man einen Text über fast drei Seiten verfaßt, der über verschlungene Wege den Stellplatzbedarf auf ca. 1750 Stellplätze abschätzt. Und dann steht da tatsächlich geschrieben: „Auf das Wachstum an Kfz in Leipzig insgesamt kommt es im Übrigen im Zusammenhang mit dieser Planung nicht an.“ Mehr Realitätsverweigerung geht kaum!

Und über die gestalterische Qualität findet man wenig, und keine Bezugnahme auf benachbarte Wohnstandorte. Wenn im B-Plan nichts dazu geschrieben ist, fällt es vermutlich nicht weiter auf, wenn die Architektur-Qualität den Sparzwängen zum Opfer fällt. Wie so oft in unserer Stadt.

Aber wir hoffen natürlich – wir hoffen auf gute Entwürfe hinsichtlich Ästhetik und Qualität und weniger Orientierung an den jeweilig aktuellen Moden.

Die AfD-Fraktion konnte dem Bebauungsplan zum Eutritzscher Freiladebahnhof nicht ihre Zustimmung geben. Nichtsdestotrotz wünschen wir dem Vorhaben und ebenso den beteiligten Akteuren viel Erfolg und alles Gute.